“Die Sozialisation durch den Beruf prägt in der Regel bei Mitgliedern der sozialen Unterschicht andere Züge des Sozialcharakters als bei Mitgliedern der Mittel- und Oberschicht; während der Sozialisation durch die Familie werden normalerweise die jeweils typischen Charakterzüge der Eltern an die Kinder weitervermittelt (...) (Rolff 1997: 34)”
“Da die Sozialisation durch die Schule auf die Ausprägungen des Sozialcharakters der Mittel- und Oberschicht besser eingestellt ist als auf die der Unterschicht, haben es die Kinder aus der Unterschicht besonders schwer, einen guten Schulerfolg zu erreichen. (Rolff 1997: 34)”
“Sie erlangen häufig nur Qualifikationen für die gleichen niederen Berufspositionen, die ihre Eltern bereits ausüben. Wenn sie in diese Berufspositionen eintreten, dann ist der Zirkel geschlossen. (Rolff 1997: 34)”
U.a. Gary Becker
Bei Boudon steht die Bildungsentscheidung im Zentrum. Es ist das Resultat einer Abwägung von Kosten und Nutzen. Die Bildungsentscheidung ist beeinflusst durch zwei Effekte der Schichtzugehörigkeit.
“Das ‘Rationalitätsprinzip’ […] hat nichts mit der Annahme zu tun, daß [sic] die Menschen in dem Sinne rational sind – daß sie immer eine rationale Haltung einnehmen. [...]”
“Vielmehr ist es ein Minimalprinzip (...); es belebt alle, oder fast alle unsere erklärenden Situationsmodelle, und obwohl wir wissen, daß es nicht wahr ist, gibt es Gründe, es als eine gute Annäherung zu betrachten. [...]”
“ Wenn wir es anwenden, reduzieren wir die Willkürlichkeit unserer Modelle beträchtlich, eine Willkürlichkeit, die wirklich kapriziös wird, wenn wir versuchen, ohne dieses Prinzip zu verfahren“ (Popper 1967: 359)”
Persönliche Meinung von Edgar
🙉“ Das Prinzip des situationsgerechten Handelns bedeutet nicht, dass Menschen stets Vernunftwesen sind.”
“Sondern meint, dass Menschen zu rational-intentionalen Entscheidungen fähig sind, die nicht willkürlich getroffen werden.”
“Ferner ist aber auch der (gesellschaftliche) Kontext zu berücksichtigten.”😉
Bildungsforschung sucht nach allgemeinen Erklärungen. Nicht der Einzelfall sondern das durchschnittliche Handeln von Menschen auf der Aggregatsebene ist zu erklären. Deshalb sprach Lambert Adolphe Jacques Quetelet (1796 - 1874) auch davon, dass die Sozialwissenschaften den „homme moyen“ – den „mittleren Menschen“ untersuchen.